Mein Name ist Max Beer und ich habe meine Masterarbeit über die ökologische Nachhaltigkeit in der Fußball-Bundesliga geschrieben. Im Rahmen von Blogbeiträgen möchte ich zentrale Erkenntnisse dieser Arbeit vorstellen. Die Untersuchung und Ergebnisse beziehen sich zwar auf professionelle Fußballclubs, können aber auch in großen Teilen auf professionelle Sportclubs übertragen werden.
Sollten professionelle Fußballclubs mehr für den Klimaschutz machen? Der Blick auf das immer wärmer werdende Weltklima führt zu einem klaren Ja. Sollte das nicht Grund genug sein zu handeln, wird auch der Druck der Fans auf die Clubs immer höher. Mindestens dem Willen der Fans nach mehr Umweltschutz sollte die Clubs dazu bewegen, in der Zukunft deutlich mehr ökologisch-nachhaltige Aktivitäten umzusetzen und zu kommunizieren.
Dass in dem Bereich der Ökologie zumindest nachfrageseitig mehr getan werden sollte, zeigt unter anderem die Untersuchung von Lammert et al.[1]. Hier wurden im Jahr 2019 über 900 Fans zu den ökologischen Aktivitäten ihrer Lieblingsclubs in der Fußball-Bundesliga befragt und die Ergebnisse zeigen, dass die Fans auf einer Skala von 1 bis 5 ökologische Nachhaltigkeit mit einem Wert von 4,02 als durchaus wichtig empfinden und die Bundesligaclubs mit einem Wert von 4,34 als Vorbilder in diesem Themengebiet anerkannt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: 88% der befragten Fans gaben an, sich mehr Aktivitäten im Bereich ökologischer Nachhaltigkeit seitens der Fußballclubs zu wünschen. Die aktuellen Bemühungen der Clubs auf der gleichen Skala wurden mit einem Durchschnittswert von 3,34 eher mittelmäßig bewertet.
Wenn die Fußballclubs aus der Sicht der Fans nicht genug für den Klimaschutz unternehmen, könnte man meinen, sie würden vielleicht eher die Fans dazu ermutigen, ökologisch-nachhaltiger zu handeln. Doch auch wenn die Fußballclubs aus Sicht der Fans aktuell zu wenig unternehmen, scheint den Clubs eine Kompensation im Sinne der Ermutigung der Fans, ökologisch nachhaltiger zu handeln, nicht zu gelingen. Fans fühlen sich im Durchschnitt mit einem Wert von 2,97 von ihrem Club in diesem Themengebiet nicht ausreichend ermutigt, aktiv zu handeln[2]. Die Ergebnisse zeigen, dass ökologisch-nachhaltige Themen in der Fußball-Bundesliga an Bedeutung gewinnen müssen.
Dass Fußballvereine eine Vorbildfunktion hinsichtlich Klimaschutz einnehmen können, zeigt sich auch in der Untersuchung meiner Masterarbeit. Hier wurden 414 Fußballfans* in einer Online-Umfrage befragt. Die befragten Personen haben sich auf der Skala von 1 bis 5 mit einem Durchschnitt Wert von 3,28 als umweltbewusst eingeschätzt. Dahingehen liegt der Wert für die empfundene Relevanz eines Umweltengagements des Lieblingsclubs mit 4,42 deutlich höher. Fußballclubs sollen demnach als Vorbild vorangehen und im besten Fall die Fans in ihrem Handeln mitziehen.
Für Marken und Unternehmen stellt das einen wichtigen Aspekt dar. Da Fußballfans ein Umweltengagement des eigenes Lieblingsvereins als wichtig empfinden, können Werbemaßnahmen bezüglich eines Umweltengagements über die Kanäle des Vereins an die Zielgruppe kommuniziert werden. Ein Beispiel stellen grüne Energiepartnerschaften zwischen Unternehmen und Vereinen dar (z.B. BVB Vollstrom), worüber Fans in Kontakt mit nachhaltigeren Alternativen für Energie kommen. Dadurch, dass das Angebot mit dem Vereinsnamen gebrandet ist, gibt es einen größeren Anreiz, ökologisch-nachhaltige Angebote wahrzunehmen. Diese Strahlkraft der Vereine, seine Fans für Klimaschutzmaßnahmen zu begeistern, können daher auch Marken und Unternehmen für sich verwenden, um in Kooperationen mit den Vereinen Aufmerksamkeit für deren Produkte und Dienstleistungen zu gewinnen.
*Aufgrund des Untersuchungsdesigns der Masterarbeit wurden Fans der sechs Vereine Eintracht Frankfurt, Schalke 04, RB Leipzig, Borussia Dortmund, TSG 1899 Hoffenheim und Mainz 05 im Zeitraum vom 10.12.2020 bis zum 28.02.2021 befragt.
[1] Lammert, J., Faix, A., Schröer, J., & Eßer, A. (2019). Anstoß-Studie zur Nachhaltigkeit im Fußball. Abgerufen am 19.12.2020 von http://fanq-app.com/wp-content/uploads/2019/10/fanq-ansto-nachhaltigkeit-.pdf. S. 5-9
[2] Lammert, J., Faix, A., Schröer, J., & Eßer, A. (2019). Anstoß-Studie zur Nachhaltigkeit im Fußball. Abgerufen am 19.12.2020 von http://fanq-app.com/wp-content/uploads/2019/10/fanq-ansto-nachhaltigkeit-.pdf. S. 10