Vor Jahren habe ich noch nicht daran gedacht – mit dem Zug ins Trainingslager?! Nicht weil ich dagegen war, sondern, weil ich nicht gedacht habe, dass es möglich sein könnte. Inzwischen habe ich mich viel mit dem Thema Klimaschutz beschäftigt, den Ruderwald gemeinsam mit Carlotta initiiert und bin bei Health for Future und Sports For Future engagiert. Ich bin mir bewusst, dass wir durch unseren Leistungssport einen großen Einfluss auf das Klima haben, deswegen haben wir auch eine Verantwortung.
Anfang Februar war vom Bundesstützpunkt Berlin unser Trainingslager nach Sabaudia in die Nähe von Rom geplant. In den Wintermonaten sind Trainingslager in Südeuropa üblich, bei uns in Deutschland sind die Gewässer oft zugefroren, was bedeutet, dass es kaum eine andere Möglichkeit gibt, als eine lange Reise auf sich zu nehmen. Wir waren schon einige Male dort und sind bisher immer geflogen. Unser Trainer fährt mit dem Auto und transportiert so unsere Ruderbote und Equipment.
Als der Termin feststand, habe mich über alternative Möglichkeiten der Reise informiert und bin zu dem Schluss gekommen, mit dem Zug von Berlin nach Rom zu fahren. Das bedeutete zwar eine Reise von etwa 20 Stunden anstatt 2 Stunden Flugzeit (plus mehrere Stunden für die Anreise zum Flughafen, Check-in, Wartezeit und Anreise) aber auch eine deutlich klimafreundlichere Anreise (etwa 48 kg CO2 anstatt ungefähr 480 kg emittierte CO2).
Gefreut habe ich mich sehr darüber, dass vier weitere Ruderinnen sich auch für die Zugfahrt entschieden haben! Gemeinsam war die Reise sehr unterhaltsam und hat sogar Spaß gemacht! Wir sind von Berlin nach München gefahren und anschließend in den Nachtzug nach Rom umgestiegen, in dem wir von 20 Uhr bis 9 Uhr unterwegs waren. Gut geschlafen habe ich nicht wirklich, aber es war okay, wir hatten ein Schlaf-Abteil für uns und kamen ausgeruht am nächsten Tag an.
Leider ist das klimafreundliche Zugfahren preislich kein Vorteil, für beide Strecken habe ich etwa 250€ bezahlt, die Flieger*innen waren da mit teilweise 30€ pro Strecke deutlich günstiger unterwegs. Dennoch würde ich mich jederzeit wieder für den Zug statt Flugzeug entscheiden, wenn es zeitlich passt und die Strecke es möglich macht. Nicht alle Reisen sind mit dem Zug zu bewältigen. Ich möchte aber ein Bewusstsein dafür schaffen, dass mehr möglich ist, als wir denken.
Fini Sturm